„Wir lassen keinen allein“

08.02.2017

Hilfe bei Sucht-Erkrankungen: Main-Taunus-Kreis unterstützt Beratungsstelle

Drei Frauen und drei Männer an einem Stehtisch im Gespräch.

Bei einem Tag der offenen Tür hat die Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren (AGS) ihre neuen Räume in Schwalbach vorgestellt. Nach Angaben von Landrat Michael Cyriax tut der Kreis viel, um Menschen zu helfen, die ein Suchtproblem haben: „Wir lassen keinen allein.“ So wird die Suchtberatungsstelle in weiten Teilen vom MTK finanziert. Die Kosten belaufen sich für den Kreis auf rund 170.000 Euro jährlich. Ein weiteres Beispiel ist die Zusammenarbeit des Kreises mit der Jugendberatung und Jugendhilfe (JJ) in Hofheim. „Besonders wichtig ist uns die Prävention“, so Cyriax, und verweist auf die Programme „Fred“ und „Halt“, mit denen dort Jugendlichen geholfen werden soll, die zum ersten Mal wegen ihres Drogenkonsums auffällig wurden.

An die Beratungsstelle in Schwalbach  kann sich jeder wenden, der ein Suchtproblem hat. Das mit Abstand größte Thema ist dabei der Alkohol, an zweiter Stelle rangiert die Medikamentensucht. Aber auch so genannte „stoffungebundene Süchte“ wie Online-Sucht und Ess-Störungen nehmen nach Angaben von Dr. Wiebke Schultheiß von der Beratungsstelle zu. „Zu uns kommen vor allem Betroffene, aber auch deren Angehörige, Arbeitgeber, Lehrer oder Ärzte“, berichtete sie. „Sucht ist eine lebenslange Erkrankung: Der Süchtige bleibt süchtig.“ Mit der Entscheidung zur Abstinenz könne jedoch ein zufriedenes und gesundes Leben gelingen.

Die Pädagogin, die eine Zusatzausbildung zur integrativen Suchttherapeutin absolviert hat, erläuterte, dass es bei Suchtfragen keine pauschalen Antworten gebe. „Wir fragen immer nach den persönlichen Lebensumständen, nach dem eigentlichen Problem. Unsere Beratung ist individuell.“ Immer häufiger kämen Menschen mit Doppeldiagnosen – also nicht nur mit einer Sucht, sondern auch mit einer psychischen Erkrankung wie einer Depression oder einer Angststörung. Beides müsse behandelt werden, damit eine Abstinenz möglich sei.

Etwa 1030 Kontakte gibt es in der Beratungsstelle im Jahr, rund 200 Klienten werden langfristig betreut. Die Beratung ist kostenfrei und vertraulich. Insgesamt gelten in Deutschland rund 1,8 Millionen Menschen als alkoholsüchtig, Tendenz steigend. Bei der Medikamentensucht sind die Zahlen ähnlich.

Die Arbeitsgemeinschaft gegen Suchtgefahren wurde 1978 auf Initiative einiger Mitglieder des Guttempler-Ordens gegründet. Sie gehört zum Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband. Im Herbst 2015 ist die Beratungsstelle mit ihren drei Mitarbeiterinnen, die alle über Zusatzausbildungen verfügen, in die neuen Räume in der Pfingstbrunnenstraße 3 in Schwalbach gezogen. Der Vorstand der AGS arbeitet ehrenamtlich. Geöffnet ist die Beratungsstelle montags, mittwochs und donnerstags von 8.30 bis 17 Uhr, dienstags von 12 bis 20 Uhr und freitags von 8.30 bis 16 Uhr. Die Telefonnummer lautet 06196 23059. Nähere Informationen gibt es unter www.suchtberatung-ags.de.

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