„Vieles erreicht, manches erst angestoßen“

31.08.2017

Zwei Jahre nach der Flüchtlingswelle: MTK zieht Zwischenbilanz

eine Frau und zwei Männer in Anzügen, die vor einer Leinwand mit einer Grafik gemeinsam in Unterlagen schauen

Zwei Jahre nach der massiven Zuwanderung nach Deutschland leben im Main-Taunus-Kreis 4199 Flüchtlinge. Damals waren je Woche bis zu 100 Personen in den MTK gekommen, heute liege die entsprechende Zahl bei etwa fünf Flüchtlingen. Zu Beginn sei es um die Erstversorgung gegangen. Diese Aufgabe sei der langfristigen Herausforderung an die Sozialsysteme und die Angebote zur Integration gewichen. Wie Kreisbeigeordneter Johannes Baron mitteilt, sind aktuell fast 60 Prozent der Zugewanderten als Flüchtlinge anerkannt, ein Drittel befindet sich in einem laufenden Asylverfahren. Nur ein kleiner Teil von ihnen sei ausreisepflichtig.

Es seien nicht etwa überwiegend Syrer in den Kreis gekommen, wie in der Öffentlichkeit vielfach angenommen, sondern vor allem Personen aus Afghanistan. Die Syrer folgten an zweiter Stelle, danach Eritreer. Die meisten Flüchtlinge seien junge Männer. Den Angaben zufolge sind zwei Drittel von ihnen in Unterkünften des Main-Taunus-Kreises untergebracht, ein Drittel lebt bereits in eigenen Wohnungen.

Die größte Zahl der Flüchtlinge wird den Angaben zufolge vom Staat finanziell unterstützt. Knapp 30 Prozent erhalten Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II – das sind die anerkannten Asylbewerber, die noch keine Arbeit gefunden haben. Gut 40 Prozent werden nach dem Asylbewerberleistungsgesetz unterstützt, etwas mehr als ein Viertel erhalte keinerlei Geldleistungen vom Kreis.

„Die Anerkannten müssen nun in den Arbeitsmarkt integriert werden“, erklärt Baron. Zwar hätten mehr als ein Drittel der Flüchtlinge eine Schulausbildung, aber weniger als zehn Prozent seien auch in einem Beruf ausgebildet. „Das macht es ihnen schwer, schnell Arbeit zu finden“, so der Sozialdezernent. „Die Suche nach einem Arbeitsplatz erfordert von den Flüchtlingen großes Engagement. Bei der Integration ist vieles erreicht, manches aber erst angestoßen worden.“

Unterstützt werde die Integration durch Sprach- und Integrationskurse der Volkshochschule. Teilweise seien das Angebote des Kreises, die auf freiwilliger Basis wahrgenommen werden könnten. Allerdings nutzen weiterhin nicht alle Flüchtlinge diese Möglichkeit: Auch nach mehrmaliger Aufforderung seien knapp ein Fünftel der eingeladenen Personen nicht zum Sprachtest erschienen, der den Sprach- und Integrationskursen vorgeschaltet sei. „Wer nicht bereit ist, die deutsche Sprache zu lernen, bei dem ist Integration nur schwer möglich“, so Baron. Viele Flüchtlinge nutzen aber ihre Chance, sich fortzubilden und zu integrieren: mehr als ein Viertel der Kursteilnehmer spreche mittlerweile gut genug Deutsch, um sich verständigen zu können. 371 Personen hätten erfolgreich eine Prüfung abgelegt und entsprechende Zertifikate erlangt.

Für die Gelder nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalte der MTK eine pauschale Erstattung vom Land, erläutert Baron. Die Kosten seien dadurch zu 97,5 Prozent gedeckt; im Jahr 2015 seien es nur 60,5 Prozent gewesen. Die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch würden vom Bund zum Teil erstattet, allerdings müsse der Kreis Verwaltungs- und Personalkosten übernehmen und zum Teil auch die Kosten der Unterkunft tragen.

„Wie nur ganz selten zuvor haben bei der Integration der Flüchtlinge Einzelne, gesellschaftliche Gruppen, Vereine und Kräfte aus den Verwaltungen zusammengewirkt, also Ehrenamt und Hauptamt. Darauf können alle in besonderem Maß stolz sein“, so der Sozialdezernent. Die Anstrengungen müssten allerdings noch auf absehbare Zeit fortgesetzt werden.

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