„Tage der Entscheidung“

11.12.2020

Corona-Entwicklung: Kreis blickt auf die Woche zurück

ein Abstrich-Set und einen Laborauftrag für einen Virus-Test

„Wir erleben Tage der Entscheidung“: So fasst Landrat Michael Cyriax die auslaufende Woche unter Corona-Gesichtspunkten zusammen. Es gehe darum, wie der Kreis und das Land durch die Weihnachtstage und den Jahreswechsel komme. Nach mehreren Ausgangsbeschränkungen in der Region habe auch der Main-Taunus-Kreis in Hattersheim eine solche Verfügung erlassen müssen. Weitere bestimmende Themen der Woche waren nach Angaben von Cyriax und Kreisbeigeordneter Madlen Overdick das Impfzentrum des Kreises, die Lage in Alten- und Behinderteneinrichtungen und das System der Testungen.

Gegenüber der Landesregierung hat der Landrat klare, einheitliche Vorgaben zu Quarantänebestimmungen und Testungen an Schulen gefordert. In einem Schreiben an Innenminister Peter Beuth erinnerte er unter anderem an Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Ländern, in den Schulen verstärkt Antigentests einzusetzen. Nach der geänderten Testverordnung hätten bestimmte Personengruppen einen Rechtsanspruch auf Schnelltests. Die Umsetzung sei unklar; außerdem würden die Gesundheitsämter im Land mit Quarantäneregeln an Schulen unterschiedlich umgehen: „Hier wären Weisungen und ordnende Vorgaben schnellstmöglich geboten“, schreibt Cyriax. Eine landesweit einheitliche Regelung würde „Lehrern, Eltern und Schülern Klarheit geben und für eine größere Akzeptanz der Maßnahmen sorgen.“ Das hätten beispielsweise auch die Erfahrung mit der Maskenpflicht gezeigt, ergänzt Cyriax.

Im Kreis sei die 7-Tage-Inzidenz (Zahl der Neuinfektionen in 7 Tagen auf 100.000 Einwohner) seit der Vorwoche wieder gestiegen – von 130 auf 141 am heutigen Freitag. Aktuell seien 552 Personen infiziert, nur geringfügig weniger als in der Woche zuvor. Die Kliniken seien für die derzeitige Lage gerüstet und hätten zusätzliche Räume für COVID-Patienten freigemacht. Derzeit lägen dort 40 infizierte Patienten, 10 von ihnen würden beatmet.

Verstärkt in den Fokus rückten in der ablaufenden Woche die Alten- und Pflegeheime und Behinderteneinrichtungen. Es gab mehrere Ausbrüche in mehreren Kommunen, und die meisten der 14 Menschen, die in dieser Woche an oder mit Corona gestorben sind, waren Bewohner von Heimen. Bis auf einen Mann, der mit 55 starb, waren alle Toten 70 bis 94 Jahre alt. „Wir müssen großes Augenmerk darauf richten, dass in den Heimen die Hygiene- und Kontaktregeln eingehalten werden“, so Cyriax. Die Leitungen und das Personal hätten „in diesem hochsensiblen Bereich eine besondere Verantwortung“. Wie Overdick erläutert, steht das Gesundheitsamt in engem Kontakt mit den Heimen: „Hier geht es um das Wichtigste: das Leben zu schützen“.

An den Schulen gibt es weiterhin Infektionen und Quarantäne von Kontaktpersonen. Zum heutigen Freitag waren insgesamt 3 Lehrer und 29 Schüler infiziert - darunter 5 Schüler, die nicht im Kreis wohnen. Drei Lehrer und 204 Schüler wurden als Kontaktpersonen quarantänisiert, darunter 3 Lehrer und 4 Schüler, die nicht im MTK wohnen. Wegen des hohen Inzidenzwertes der Stadt Hattersheim gilt dort neben allgemeinen Ausgangsbeschränkungen auch eine spezielle Verfügung für die Heinrich-Böll-Schule. Dort gilt von der Jahrgangsstufe 8 an (außer in den Abschlussklassen) in den Klassenräumen ein Abstand von 1,50 Meter. Ist das nicht umsetzbar, muss Wechsel- oder Distanzunterricht eingeführt werden. „Hattersheim ist ein Hotspot“, fasst Cyriax die Lage in der Stadt zusammen. Der Kreis habe lange keinen Anlass für Wechselunterricht gesehen, aber stets angekündigt, die Lage neu zu bewerten, wenn es nötig sei: „Genau das ist jetzt der Fall.“

Zugleich gehe aber aus Hattersheim ein positives Signal aus, so Cyriax: Über das Wochenende werde das Impfzentrum im Verwaltungszentrum Mainzer Landstraße fertiggestellt. Es müsste in den kommenden Tagen nur ein Vertrag mit einem Betreiber geschlossen werden, und in den kommenden Wochen müssten die Impfdosen des Landes kommen – „dann kann die Arbeit losgehen.“ Gesundheitsdezernentin Overdick sieht nach eigenem Bekunden in dem Impfzentrum einen zentralen Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie: „In Kombination mit den Kontaktbeschränkungen haben wir hier ein Mittel in der Hand, die Pandemie endlich in den Griff zu bekommen. Das geht aber nur, wenn sich möglichst viele Leute impfen lassen“.

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