RMD: „Vergangenheit bereinigen, Zukunft sichern“

23.03.2018

Gutachter legen Sanierungsprogramm vor – Volumen von 75 Mio. Euro in den kommenden 10 Jahren - Gesellschafter wollen Fortbestand des RMD-Konzerns sichern

eine Luftaufnahme der Deponie in Flörsheim-Wicker.

Mit einem umfassenden Sanierungspaket soll die Rhein-Main-Deponie (RMD) GmbH stabilisiert werden. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende der RMD-Gruppe, Erster Kreisbeigeordneter Uwe Kraft (Hochtaunuskreis), und sein Stellvertreter Landrat Michael Cyriax (Main-Taunus-Kreis) mitteilen, wurden von den Sanierungsgutachtern nun konkrete Vorschläge vorgestellt. Einzelheiten müssten in den kommenden Monaten in den Gremien der beiden Kreise als Gesellschafter beraten und beschlossen werden, sagten Kraft und Cyriax.

Die wirtschaftliche Lage der Unternehmensgruppe wird von den Sanierungsexperten als äußerst schwierig dargestellt, die Ursachen dafür seien vielschichtig und bedürften einer gründlichen Klärung und Aufarbeitung, sagten Kraft und Cyriax. Das künftige Vorgehen müsse unter dem Motto „Vergangenheit bereinigen und Zukunft sichern“ stehen. Die Geschäftsführung wurde bereits beauftragt, die nötigen Schritte im operativen Geschäft nach den Vorgaben des Sanierungsgutachtens einzuleiten.

Das von der Unternehmensgruppe engagierte Beratungsunternehmen Ebner Stolz schlägt eine ganze Reihe von Sanierungsmaßnahmen vor, um die Gesellschaft wieder zukunftsfähig zu machen. Das Volumen des Programms summiert sich nach derzeitigem Stand auf 75 Millionen Euro in den nächsten 10 Jahren. Unter anderem soll Vermögen verkauft werden, das nicht für den unmittelbaren Betrieb nötig ist – etwa der Reiterhof Falkenberg. Hinzu kommen zahlreiche Maßnahmen, um die Ertragskraft der RMD zu steigern und die Finanzierung zu sichern. Auch ist geplant, dass auf mittel- und langfristige Sicht Stellen entfallen werden. Die Stellenreduzierungen sollen sozialverträglich erfolgen und zunächst über die natürliche Fluktuation sowie über Vorruhestandsregelungen erreicht werden.

Es zeichnet sich nach derzeitigem Stand der Dinge ab, dass zu den bisherigen 12 Millionen weitere 28 Millionen Euro  fällig werden, also insgesamt  40 Millionen Euro Defizitausgleich von Seiten der beiden Gesellschafter bis 2027 zur Finanzierung der RMD zur Verfügung gestellt werden müssen. Bereits Ende 2017 haben beide Landkreise eine sogenannte Patronatserklärung, quasi eine Bürgschaft, über zusammen 27,4 Millionen Euro abgegeben und sich bereit erklärt, Verluste bis zu einer Höhe von zwölf Millionen Euro zu übernehmen.

Kraft und Cyriax zufolge wurden die Grundzüge des Sanierungsprogramms in der ablaufenden Woche dem Aufsichtsrat und in einer Betriebsversammlung den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorgestellt. Gesellschafter und Aufsichtsrat sollen in den kommenden Wochen die operativen Maßnahmen freigeben; anschließend könnten dann die beiden Kreistage über das finale Sanierungskonzept befinden. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt kann laut den Beratern mit der Umsetzung der ersten Sanierungsmaßnahmen begonnen werden.

Die Ursachen für die Schieflage der RMD-Gruppe liegen laut Sanierungsgutachten in Fehlern der Vergangenheit - es fehlte unter anderem ein vorausschauendes Deponiemanagement - sowie in äußeren Umständen wie der derzeitigen Niedrigzinspolitik. Zudem konnten einige Anlagen nicht wirtschaftlich betrieben werden. Zu einer Sanierung gehört laut Gutachten auch, dass die Genehmigungen für ein Verfüllkonzept überprüft werden müssen, um herauszufinden, wie viele Kapazitäten verbleiben.

Wie Uwe Kraft und Michael Cyriax mitteilen, sind die Revisionen beider Kreise damit befasst zu klären, ob administrative Fehler, Fehleinschätzungen oder Nachlässigkeiten auch zum Teil zur derzeitigen Situation beigetragen hätten. „Alles muss gründlich aufgearbeitet werden, um Fehler in Zukunft zu vermeiden“, sagt Uwe Kraft. „Wir können angesichts der massiven Belastungen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, stellt Cyriax klar, „es müssen auch persönliche Verantwortlichkeiten geprüft werden“. Hauptursachen für den derzeitigen Verlust seien unter anderem die Rückstellung für die Deponienachsorge und Wertberichtigungen im Anlagevermögen. Im operativen Geschäft sei ein Verlust von zwei Millionen Euro eingefahren worden, erklären Cyriax und Kraft.

 „Es war höchste Zeit, die Reißleine zu ziehen“, so Cyriax. „Bevor die RMD-Gruppe ein Fass ohne Boden wird, bei dem die Gesellschafter immer mehr Geld zuschießen müssen, muss die Geschäftsführung konsequent sanieren.“ Beide Gesellschafter hätten den Ernst der Lage erkannt und seien entschlossen, mit der Geschäftsführung die erforderlichen Schritte durchzusetzen. „Wir setzen alles daran, aus der RMD wieder ein zukunftsfähiges Unternehmen zu machen“, sagt Uwe Kraft.

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