Mit knapp 28.000 Stundenkilometern rund um die Erde

11.05.2017

Beim Europatag berichtete Thomas Reiter vor 360 Besuchern über die europäische Raumfahrt

ein Mann an einem Rednerpult vor einer Leinwand, auf der ein Bild mit Begriffen aus der Raumfahrt zu sehen ist.

Vor rund 360 Gästen ist der ehemalige Raumfahrer Thomas Reiter beim Europatag im Landratsamt aufgetreten. Landrat Michael Cyriax begrüßte „den Europäer mit der größten Weltraumerfahrung“ und erinnerte daran, wie Thomas Reiter unter 22.000 Europäern für das Astronautenprogramm der ESA, der Europäischen Weltraumorganisation, ausgewählt worden war. Nach Angaben von Cyriax bietet Thomas Reiter eine „neue Perspektive“ auf Europa – „das große Friedensprojekt, das vor vielen Herausforderungen steht und auf manchen Gebieten Veränderungsbedarf hat.“ Die Raumfahrt sei ein faszinierendes europäisches Projekt.

Thomas Reiter ging in seiner Rede auf „Aktuelle Highlights und die Zukunft der Raumfahrt in Europa“ ein. „Die ESA zeigt: Wir können gemeinsam Dinge schaffen, die keines der Mitgliedsländer alleine bewältigen könnte“, so Reiter. Für ihn bestehe der Nutzen der Raumfahrt daher nicht nur in der „Erweiterung unseres Wissens“, sondern auch darin, zu zeigen, was Länder erreichen könnten, wenn sie kooperierten.

Besonders gebannt hörte das Publikum zu, als Thomas Reiter von seinen eigenen Erfahrungen im All berichtete: Da die Internationale Raumstation ISS die Erde permanent mit knapp 28.000 Stundenkilometern in 90 Minuten umkreise, habe er alle eineinhalb Stunden einen Sonnenaufgang sehen können. „Das wird nie langweilig.“ Es sei überwältigend, „die Kontinente unter sich hinwegziehen zu sehen“. Man könne „kaum fassen, dass die Atmosphäre, die uns alle hier unten am Leben erhält, eine so zarte, dünne Schicht“ sei. „Da wird man schon nachdenklich.“ Gegen Ende seines Vortrags zeigte Thomas Reiter den Anwesenden ein Bild von Hofheim aus dem All. „Den Frankfurter Flughafen kann man aus 400 Kilometern Höhe mit dem bloßen Auge erkennen.“

Thomas Reiter, geboren 1958, ist in Neu-Isenburg aufgewachsen und hat an der Universität der Bundeswehr Luft- und Raumfahrttechnik studiert. Er flog 1995 zur Raumstation Mir und war dort der erste deutsche Raumfahrer, der einen Weltraumausstieg unternahm. 2006 flog er zur ISS. Insgesamt hat er 350 Tage an Bord der Mir und der ISS verbracht. Heute ist er Berater des Generaldirektors der ESA, Johann-Dietrich Wörner.

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