Mit dem Esel durch die Weinberge

27.07.2017

Landrat Cyriax besuchte Bauernhöfe: Vielen fehlt Bezug zur Landwirtschaft

vier Männer vor einer etwas höher gelegenen Weide mit hellbraunen Rindern

Die traditionelle Sommertour führte Landrat Michael Cyriax zu drei Höfen in Hofheim, Kriftel und Flörsheim. Mit von der Partie waren auch Kreislandwirt Karlheinz Gritsch und Dr. Klaus Bretschneider-Herrmann vom Amt für den ländlichen Raum. Wie schon im vergangenen Jahr berichteten die Ortslandwirte und Bauern, dass vielen Leuten der Bezug zur Landwirtschaft fehle. Sie verstünden nicht, „dass alles draußen – Streuobstwiesen, Äcker und Tierkoppeln – jemandem gehört“.

Vor Problemen wie gestohlenem Obst oder verschmutzten Feldern stehen die Landwirte regelmäßig. Besonders gefährlich wird es für Rinder, Ziegen und andere Tiere, wenn Spaziergänger sie füttern. Falsches Futter macht die Tiere krank und kann bis zum Tod führen. Ein Problem sind auch freilaufende Hunde, wenn sie die Tiere jagen und in Panik versetzen. „Für viele Menschen kommen die Lebensmittel aus dem Supermarkt – die Verbindung zum Acker oder dem Stall kennen sie nicht“, so der Landrat. „Auch der Umgang mit Tieren ist, gerade für Kinder, etwas sehr Wichtiges. Dabei nur an Haustiere wie Hunde oder Katzen zu denken, ist zu kurz gegriffen. Deswegen sollten die Menschen im MTK die lokalen Landwirte unterstützen und darüber auch Einblicke in die Landwirtschaft gewinnen.“

Dieser Aufgabe widmet sich Thomas Baumann mit seiner Familie. „TOM’s Farm“ in Flörsheim-Wicker ist seit kurzem Partner der Initiative „Bauernhof als Klassenzimmer“ des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Schulklassen, Kindergärten, Kindertagesstätten und Behindertengruppen sind auf seinem Hof besonders gern gesehen. Die Kinder können dort die artgerechte Haltung von Zwergziegen und Eseln kennenlernen. Das Hauptgeschäft von Baumann sind allerdings Trekking-Touren mit Eseln, die nicht nur für Kinder, sondern auch für Freizeitgruppen, Familienfeiern und Betriebsfeste angeboten werden. Dann werden auch Erwachsene über den korrekten Umgang mit den Tieren informiert.

In Hofheim-Wildsachsen besuchte Landrat Cyriax den Hof Küther. Dort bewirtschaftet Ingo Küther mit seiner Familie etwa 43 Hektar Grünland und 39 Hektar Ackerland im Nebenerwerb. Auf den Wiesen grasen Galloway-Rinder, die von der Familie gezüchtet werden. Die widerstandsfähigen Tiere aus dem Südwesten Schottlands werden bis zu 900 Kilo schwer, das Fleisch dieser Rasse hat einen höheren Anteil an essentiellen Fettsäuren als andere Rindfleischsorten.

Für die Brüder Markus und Michael Hoss sind die 16 Hektar Anbauflächen ihre berufliche Zukunft. Vor einigen Jahren haben sie den elterlichen Betrieb von Vater Edelbert übernommen. Dort haben sie nun eine neue Lagerhalle errichtet, die mit einem speziellen Kühlsystem ausgestattet ist. So kann das angebaute Obst besser gelagert werden. Bis es soweit ist, muss das Obst allerdings erst einmal in Ruhe reifen – und das verhindert die Kirschessigfliege. Der Schädling, der ursprünglich aus Ostasien kommt und sich erst seit kurzem im MTK verbreitet, ist vor allem in Beerensträuchern Zuhause. Ein Problem sind da besonders landwirtschaftliche Flächen, deren Nutzung aufgegeben wurde – dort verbreiten sich zum Beispiel wilde Brombeeren. Und mit ihnen der Schädling, der auch andere Beerensorten und Steinobst nicht verschont.

Auch die neuen Dünge-Vorschriften machen den Ortslandwirten und Bauern zu schaffen. „Für die Landwirte wird es komplizierter und aufwändiger“, so Bretschneider-Herrmann. Sie müssen nach der Ernte im Herbst ganz besonders darauf achten, womit nun noch gedüngt werden darf. Die Dokumentationspflichten haben sich ebenfalls verschärft. Dass die Landwirtschaft im MTK trotz aller Probleme, mit denen die Landwirte zu kämpfen haben, kein Auslaufmodell ist und gebraucht wird, zeigt sich erfolgreich an den Ideen, Neugründungen und Investitionen der besuchten Betriebe.

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