Kreis massiv negativ betroffen

16.05.2024

Stromtrasse Rhein-Main-Link: Main-Taunus-Kreis-Politiker schreiben an Bundesnetzagentur

Weinberge im Nebel

Eine Änderung der Pläne zur Stromtrasse „Rhein-Main-Link“ haben Vertreter des Kreises und der Kommunen gefordert. In einem Schreiben an die Bundesnetzagentur warnen Landrat Michael Cyriax, die Bürgermeister und weitere Unterzeichner vor Folgen der geplanten Leitung. „Natur- und Landschaftsräume sowie wertvolle landwirtschaftliche Flächen sind bedroht“, heißt es in dem persönlich an den Präsidenten Klaus Müller gerichteten Schreiben. Die Trasse solle besser entlang bestehender Verkehrswege wie Autobahnen geführt werden. „Mit diesem Schreiben wollen wir ein Zeichen setzen für die Sorgen, die viele Menschen im Main-Taunus-Kreis umtreibt“, erläutert Cyriax.

Der Kreis wäre durch den geplanten Verlauf der Trasse „massiv negativ betroffen“, heißt es in dem Brief. Ohnehin stünden im kleinsten Landkreis Deutschlands freie Flächen kaum noch zur Verfügung, durch die Trasse werde die Nutzung dieser Flächen weiter eingeschränkt.

Die „nicht optimalen Planungen“ hätten Bürger, politische Vertreter und Interessengruppen aufschrecken lassen. Landwirte und Winzer bangten zu Recht um wertvolle Böden, zumal der Wein- und Obstanbau der Versorgung mit lokalen Lebensmitteln diene. Es solle vermieden werden, Ackerflächen so zu zerschneiden, dass sie wirtschaftlich nicht mehr nutzbar seien. Flächen für den Weinbau sollten generell ausgespart werden. Wertvolle landwirtschaftliche Flächen sollten möglichst tief unterfahren werden, damit der Bewuchs nicht beeinträchtig wird. Zudem führe die bisher geplante Route durch Naturschutz- und Wasserschutz-Gebiete und gefährde dort geschützte Arten. Auch warnt das Schreibungen vor möglichen schädlichen Wirkungen auf den Tourismus durch Verschandelung der Landschaft.

Insgesamt sei nicht nachzuvollziehen, warum die Trasse nicht entlang der Autobahn A3 geführt werden könne. Außerdem solle in Erwägung gezogen werden, benötigte Konverter auf bestehenden Industriebrachen zu errichten.

Wie der Bad Sodener Bürgermeister Dr. Frank Blasch zu dem Schreiben erläutert, stehe zwar außer Frage, „dass wir im Rhein-Main-Gebiet auch künftig eine sichere und zuverlässige Stromversorgung benötigen.“ Wegen der besonderen Lage im dichtbesiedelten Main-Taunus-Kreis sei aber die „Inanspruchnahme wertvollen Grund und Bodens auf das absolut notwenige Maß zu begrenzen.“ Der Hochheimer Bürgermeister Dirk Westedt warnt vor einer „Störung des Landschaftsbildes des Rheingaus“, die „nicht akzeptabel“ sei.

Unter dem Namen „Rhein-Main-Link“ will das Unternehmen Amprion eine gebündelte Stromtrasse durch den Kreis führen. Mit dem jüngsten Schreiben wird die Kritik bekräftigt, die der Kreis bereits zu Anfang des Jahres in einer Stellungnahme im sogenannten Konsultationsverfahren der Bundesnetzagentur geäußert hatte. Unterzeichnet ist das Schreiben von der Kreisspitze und den Bürgermeistern sowie dem Bundestagsabgeordneten Norbert Altenkamp und dem Landtagsabgeordneten Axel Wintermeyer.