„Integration 2.0 im Wohlstandskreis“

18.07.2017

Sozialbericht 2016: Herausforderung Flüchtlinge, aber starke wirtschaftliche Gesamtlage

zwei Männer und eine Frau, die vor einer Leinwand stehen und in einen Bericht schauen

Eine nach wie vor niedrige Arbeitslosenquote und gleichzeitig hohe Anforderungen durch die Integration der Geflüchteten: Diesen Mix bietet der Sozialbericht 2016 nach den Worten von Kreisbeigeordnetem Johannes Baron. Einerseits sei die gesamtwirtschaftliche Lage im Main-Taunus-Kreis hervorragend; andererseits spiele die Unterstützung und Integration der Flüchtlinge mit ihren zum Teil nachgereisten Angehörigen auch weiterhin eine zentrale Rolle. Darüber hinaus nehme die Altersarmut weiter zu. Insgesamt sind rund 14.000 Menschen in unterschiedlichem Maß von staatlichen Transferleistungen abhängig.

Mit einer Arbeitslosenquote von insgesamt 3,7 Prozent stehe der Main-Taunus-Kreis an der Grenze zur Vollbeschäftigung, so Baron. Ziehe man die Langzeitarbeitslosen ab, bliebe sogar nur eine Quote von 1,1 Prozent. „Trotz aller Herausforderungen sind wir unterm Strich ein Wohlstandskreis und haben die Kraft, Langzeitarbeitslosen und Geflüchteten Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu schaffen“.

Insgesamt sei der Kreis bei der Vermittlung von Arbeitslosen erfolgreich. Er habe  im vergangenen Jahr 2373 Personen in Arbeit vermittelt, noch etwas mehr als im Jahr zuvor.

„Wir sind jetzt im Stadium 'Integration 2.0'“, fasst Baron die Lage bei den Flüchtlingen zusammen. Damit möglichst viele von ihnen finanziell auf eigenen Füßen stehen könnten, hat der Kreis mit zusätzlichen Mitarbeitern ein „Übergangsmanagement“ aufgebaut. Spezielle Integrationsprogramme schließen unmittelbar an Sprach- und Integrationskursen an. Im Team werden Möglichkeiten gesucht, Flüchtlinge nach ihrer Qualifikation schnell in Arbeit zu vermitteln. „Bei unseren Gesprächen mit den Unternehmen der Region erleben wir eine hohe Bereitschaft, Flüchtlinge zu beschäftigen“, so Baron. Allerdings müssten deren Qualifikation auf das hier geforderte Niveau gebracht werden; „hier liegt klar der Schwerpunkt unserer Arbeit“.

Dem Bericht zufolge sind unter den Empfängern von Sozialleistungen überdurchschnittlich viele Ausländer. Wegen der Flüchtlinge könnte bald jeder zweite Hilfeempfänger ein Ausländer sein, rechnet Baron vor: „Das erfordert enorme Anstrengungen, auch im wirtschaftsstarken Main-Taunus-Kreis.“

Zudem erhöhten die Flüchtlinge den Druck auf den Wohnungsmarkt. Dass es aber möglich sei, Wohnungen zu schaffen, beweise die Stadt Hattersheim. Baron zufolge wuchs dort die Einwohnerzahl seit 2011 um acht Prozent, während sie andernorts teilweise nur sehr leicht zunahm. Auch die anderen Kommunen seien gefordert, Wohnraum bereit zu stellen oder mit geeigneten Maßnahmen die Voraussetzungen für neue Bebauung zu schaffen: „Da müssen die Städte und Gemeinden kreativ sein“.

Schwierig sei die Lage vieler Menschen im Ruhestand. Es gebe eine „Dunkelziffer der Altersarmut“. Viele Rentenbezieher mit sehr geringen Bezügen melden sich oft aus Scham nicht bei der Sozialbehörde. „Daher können wir nicht präzise sagen, wie viele Menschen tatsächlich im Alter kaum oder gar nicht mit ihrer Rente auskommen.“ Die Menschen, die Sozialleistungen bezögen, hätten im Durchschnitt ein Einkommen aus Rente in Höhe von 473 Euro pro Monat. Im Jahr zuvor seien es noch 484 Euro gewesen.

Der Sozialbericht ist auf der Internetseite des Main-Taunus-Kreises abrufbar unter www.mtk.org/Sozialbericht.

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