Abdulvases Weg nach Eppenhain

08.05.2017

Zwei Jahre junge Flüchtlinge im Haus Montesita: Kollmeier zieht Zwischenbilanz

drei Männer und zwei Frauen, die auf einem Hof vor einem Gebäude stehen und in Unterlagen schauen.

Seit gut zwei Jahren werden in der Stationären Jugendhilfe Haus Montesita in Kelkheim-Eppenhain unbegleitete minderjährige Ausländer betreut – „Zeit für eine Zwischenbilanz“, so der Erste Kreisbeigeordnete Wolfgang Kollmeier. Betrieben wird die Einrichtung im Auftrag des Main-Taunus-Kreises vom Verein „Jugendberatung und Jugendhilfe e. V.“ (JJ). Untergebracht sind dort 31 junge Menschen, die ohne Angehörige aus ihren Heimatländern geflohen sind. Darunter sind vier Mädchen. Sie stammen aus Afghanistan, Eritrea, Syrien und anderen Ländern. Die meisten von ihnen besuchen Intensivklassen an der Konrad-Adenauer-Schule in Kriftel und an der Brühlwiesenschule in Hofheim.

„Aus dem Haus Montesita gibt es sehr ermutigende Geschichten“, erläutert der Jugenddezernent. Als Beispiel nennt er einen jungen Mann, der für die SG 01 Hoechst so erfolgreich Fußball spielt, dass er sogar Autogrammkarten signiert. Mittlerweile ist er aus dem Haus Montesita ausgezogen, macht in der Abendschule den Realschulabschluss und arbeitet vormittags. „Es gibt aber auch junge Leute, die mit falschen Vorstellungen nach Deutschland gekommen sind und die große Mühe haben, hier zurechtzukommen. Beides gehört zur Wahrheit dazu.“

Nach Angaben von David Winckler, Mitarbeiter seit der Eröffnung des Hauses im März 2015, ist ein Hauptschulabschluss für viele der jungen Flüchtlinge nur schwer zu erreichen – der Grund sind Schwierigkeiten mit der Schriftsprache. Er betont die Rolle von Praktika. „Auf diese Weise haben mehrere der jungen Leute Kontakte zu Firmen geknüpft. Einer hat zum Beispiel in Kelkheim eine Ausbildung als Schreiner begonnen, zwei weitere als Elektrotechniker.“ Wichtig sei für die Integration auch der Sport: Viele spielten etwa bei der TuS Hornau Fußball.

Daniela Dornuf, die neue Leiterin des Hauses, findet das Beispiel von Abdulvase aus Afghanistan typisch für viele unbegleitete minderjährige Ausländer. Er berichtet, dass sein Vater sich im Wahlkampf für den angehenden Präsidenten engagiert habe und dadurch die ganze Familie in Gefahr geraten sei. Deshalb habe Abdulvase das Land verlassen. Seine Flucht dauerte zwei Monate und führte ihn durch zehn Länder. Er wird im Sommer seinen Hauptschulabschluss machen und sucht derzeit einen Ausbildungsplatz. Für seine Zukunft wünscht er sich eine gute Arbeit und eine Familie.

Im MTK leben derzeit 292 – meist männliche – unbegleitete minderjährige Ausländer. Sie sind größtenteils aus Afghanistan, Syrien, Eritrea und Somalia geflohen. Bei ihrer Betreuung arbeitet der Kreis mit fünf Jugendhilfeträgern zusammen. So betreibt JJ außer dem Haus Montesita in Eppenhain auch die Villa Hochschild in Eppenhain und die Villa Anna in Eppstein. Außerdem gibt es Einrichtungen, die von der Arbeiterwohlfahrt, dem Träger „Impuls“, dem Caritasverband Frankfurt und dem Caritasverband Main-Taunus betrieben werden. Rund 90 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Ausländer sind alphabetisiert, rund 20 Prozent aber nicht in lateinischer Schrift.

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