"Meilenstein" von Claudia Pense
Errichtung einer Säule auf dem Hochfeld

Um an die historische Bedeutung dieses Raumes zu erinnern und einen Bogen zur heutigen Zeit zu spannen, wurde vor dem Landratsamt die Skulptur „Meilenstein“ der Kelkheimer Künstlerin Claudia Pense aufgestellt. Das Material unterstreicht den regionalen Bezug: Main-Sandstein aus dem Raum Miltenberg für die Säule und Taunusquarzit für die Basis der Säule, die an eine römische Via (Straße) erinnert.
Eine Informationstafel verdeutlicht die präzise Lage der römischen Befestigungen im Verhältnis zum heutigen Landratsamt. Ein historischer Abriss und eine Erläuterung der Künstlerin vervollständigen die Tafel.
Historische Erläuterung
Der Bereich des MTK zeichnete sich schon vor Jahrtausenden durch seine Lage an der Schnittstelle wichtiger Verkehrswege aus. Wo mittlerweile das Landratsamt steht, errichteten die Römer auf dem Hochfeld in strategisch herausragender Lage mehrere Befestigungen. Ein erstes Erdlager (entstanden in der 1. Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Ch..) wurde zunächst durch ein Kastell mit Holztürmen und einer Mauer aus Grassoden ersetzt, dieses wiederum durch ein Steinkastell. Diese letzte Befestigung spielte zusammen mit anderen Lagern in der Region eine wichtige Rolle bei der Offensive gegen die auf dem Gebiet des heutigen Hessen siedelnden Chatten.
Rund 50 Meter südlich des Steinkastells stand ein Lagerdorf (vicus). Zur Versorgung der 500 Soldaten im Kastell lebten hier Handwerker, Händler und andere Gewerbetreibende. Durch die Militärstraße war der vicus mit Mainz und dem Hauptort der „civitas taunensium“ Nida (Frankfurt-Heddernheim) verbunden. Das Kastell wurde 110 n. Ch.. geräumt, das Dorf hundert Jahre später. Damit endete die römische Besiedlung. 1987 wurde hier das Landratsamt errichtet. Es steht heute in einem Wohngebiet und im Herzen des Wirtschaftsraumes Frankfurt/Rhein-Main.
Künstlerische Erläuterung
„Meilenstein“
Skulptur von Claudia Pense, 2009
Maße
Via: 11 m x 6 m
Säule: 3,70 m
Material: Mainsandstein, Taunusquarzit
Die Basis der Skulptur formt eine römische Via (Straße). Die Säule darauf orientiert sich in Maßen und Aufteilung (quadratischer Sockel, runde Säule) an einem römischen Meilenstein. Via und Meilenstein erinnern an die ehemalige Römerstraße und das Römerlager im Bereich des Landratsamtes.Die Säule geht oben in einzelne Scheiben über, wobei die Säule für die Gesellschaft und die einzelnen Scheiben für die Bürger stehen: Das Gemeinwesen formt sich aus den einzelnen, freien Menschen. Deren Zusammenwirken basiert noch heute auf dem römischen Recht.
Die Säule weist über das römische Erbe hinaus: Sie illustriert die Bedeutung der Region an der Schnittstelle wichtiger Verkehrs- und Handelswege bis in die heutige Zeit. Der wirtschaftsstarke Main-Taunus-Kreis ist sich dabei seiner Schlüsselstellung im Zentrum von Frankfurt/Rhein-Main bewusst. Er engagiert sich beim Aufbau regionaler Routen und Initiativen, etwa dem Regionalpark mit seinen historischen Wegemalen, oder der Bonifatiusroute sowie der Route der Industriekultur. Vielleicht könnte die Skulptur „Meilenstein“ selbst ein Bestandteil der Regionalpark-Route werden. In jedem Fall werden die Bürgerinnen und Bürger im Landratsamt Informationen über die regionale Identität stiftenden Routen erhalten.
Mit der Erinnerung an Geschichte und Gegenwart des Standorts Main-Taunus soll die Skulptur einen Beitrag zur Identitätsstiftung leisten. Sie kann beispielsweise Schülern oder Lokalhistorikern einen Anstoß geben, sich mit der Geschichte des Kreisgebietes, insbesondere der Römer und Kelten sowie die vielfältigen Funde in der Region näher zu befassen, und sie kann darüber hinaus helfen, das Interesse an Lokalgeschichte wach zu halten.